Quellen für eine Darstellung

Das leidige Thema Quellen

Möchte man sich näher mit dem späten Hochmittelalter und frühen Spätmittelalter beschäftigen, stehen einem unterschiedlichste Quellen zur Verfügung.
Hier möchten wir eine kleine Sammlung mit Quellen anbieten, die auch wir für unser Wissen sowie für unsere Darstellungen nutzen.

Historische Quellen

Der Vorteil an historischen Quellen ist, dass früher hauptsächlich das abgebildet wurde, was dem modischen Zeitgeist entsprach. So ist es zum Beispiel interessant, sich Bibeln aus verschiedenen Jahren und Regionen anzusehen und dabei dieselben Personen im jeweiligen Modestil zu sehen. Daher muss aber auch bei jeder Quelle darauf geachtet werden, aus welcher Region sie stammt und zu welcher Zeit sie angefertigt wurde.

Wie dem aufmerksamen Betrachter auffallen wird, ähnelt die Mode des Hochmittelalters noch stark der Mode des frühen Spätmittelalters. So kommen als Vergleich für das Jahr 1300 auch Quellen aus 1250 in Frage. Ebenso kann eine Referenz zu den Jahren 1320 gezogen werden. Dennoch ist schnell festzustellen, dass die Mode um 1250 noch sehr viel schlichter ist als um 1300. So kommen um die Jahrhundertwende beispielsweise erste Knöpfe auf, die es ermöglichen die Ärmel noch enger am Arm anzupassen, ohne dass man sich jeden Morgen in sein Gewand einnähen lassen muss.

Die Mode um 1320 dagegen ist schon wieder in vielen Teilen sehr fortschrittlich. So werden nun oft Knöpfe im Übermaß verwendet und die sogenannten Höllenfenster treten bei Frauen als modische Erscheinung auf. Dazu kommen weitere Probleme: Bilder und Statuetten wurden idealisiert und bilden daher nicht immer zweifelsfrei die gängige Mode ab.

Es muss also auch teilweise darauf geachtet werden, wer eine Quelle geschrieben hat und wer in dieser Quelle abgebildet ist. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Abbildung des Goliat in der Kreuzfahrerbibel, der Beinschienen zu tragen scheint.
Hier wird bis heute darüber gestritten, ob diese nur eingezeichnet wurden, da es schon im entsprechenden Bibelvers heißt, dass er welche trug.

Historische Buchquellen

~ 1240 Kreuzfahrerbibel http://www.themorgan.org/collection/crusader-bible/1
~ 1250 Mainzer Evangeliar http://daten.digitale-sammlungen.de/~db … pdfseitex=
~ 1250 Trinity Apokalypse http://sites.trin.cam.ac.uk/james/viewp … index=1199
1300 – 1310 Rudolf von Ems, Weltchronik. Der Stricker, Karl der Grosse. http://www.e-codices.unifr.ch/de/vad/03 … uence-1106
~ 1300 Bestiarium von Peterborough http://www.bl.uk/catalogues/illuminated … nglish.asp
~ 1300 Heidelberger Sachsenspiegel http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164
1310 – 1340 Codex Manesse http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848
~1312 Graduale von St. Katharinental

 

Historische Statuetten / Grabplatten

Diese Art von Quellen sind natürlich am schönsten, wenn sie persönlich besucht werden.
Um herausfinden zu können, wo es lohnende Objekte gibt, können beispielsweise diese beiden Internetquellen genutzt werden:

http://effigiesandbrasses.com/

http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/ … id=ERB-007

Wir werden mit Zeit aber auch einige interessante Objekte hier auflisten.

 

Moderne Buchquellen

Auch hier werden wir in der nächsten Zeit eine Liste mit interessanter Literatur zusammentragen.

 

Interessante Internetlinks

https://de.pinterest.com/milan96780/hochmittelalter/ Die Pinterest-Sammlung eines unserer Mitglieder mit vielen zusammengetragenen Bildquellen.
http://www.apud-angeron.de/html/frameset.html Eines unserer Vorbilder, wenn auch mit Mitte 13. Jhdt. ein bisschen zu früh für uns.
http://www.historiavivens1300.at/ Ebenfalls eines unserer großen Vorbilder mit etwa dem gleichen Darstellungszeitraum wie wir.
http://www.diu-minnezit.de/index.php?sid=0&lid=0 Sehr hochwertige und informative Seite zu gleich drei Darstellungszeiträumen.
http://www.mittelalterforum.com/ Das Forum rund ums Mittelalter, hier wird jedem Einsteiger gerne geholfen.

Wichtige Entscheidungen für einen Verein

Wahl der Region

Im Mittelalter existierte noch keine Globalisation. Natürlich reisten auch damals schon Menschen von einem zum anderen Ort, doch insgesamt herrschten regionale Unterschiede in der Entwicklung, Mode und im Stand der (Kriegs-, Rüst- und Waffen-) Technik vor.

Eine einfache Lösung für dieses Problem ist dabei, sich auf ein “Land” zu konzentrieren.
So lebten die Franzosen anders als Engländer oder gar die Leute aus dem Heiligen Römischen Reich (aus dem später teilweise Deutschland hervorgehen sollte).

Wer noch genauer sein möchte, konzentriert sich auf einzelne kleine Königreiche, Herzogtümer, Grafschaften oder später gar einzelne Städte. Schon hier kann es gewaltige Unterschiede zu den “Nachbarn” geben.

Wir spezialisieren uns beispielsweise auf die Grafschaft Nassau im Bereich Wiesbaden und Umgebung, da dies der Gründungsort des Vereins ist.

Wahl des Zeitraumes

Jeder, der sich eingehender mit dem Thema Mittelalter beschäftigt, wird zudem schnell feststellen, dass “Mittelalter” als Zeitangabe nicht ausreicht. Der Begriff ist ein Kunstwort, welches einen großen Zeitraum mit wiederum unterschiedlichsten Entwicklungen, Moden und (Kriegs-, Rüst- und Waffen-) Techniken zusammenfasst.
Bis heute ist es umstritten, wann das Mittelalter überhaupt anfängt und wann es genau aufhört.

Allerdings lassen sich gewisse Unterteilungen treffen. Wir orientieren uns hier am “dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution” mit folgenden Einteilungen für die Region Heiliges Römisches Reich:

Frühmittelalter

Beginn 375 (Völkerwanderung)
Ende 911 (Auflösung des Ostfränkischen Reichsteils im Magyarensturm)

Hochmittelalter

Beginn 919 (Deutsche Reichsgründung und König Heinrich I./Ottonen)
Ende 1268 (Untergang der Staufer)

Spätmittelalter

Beginn 1273 (Ende des Interregnums, König wird von Kurfürsten gewählt)
Ende 1493 (Nach der Entdeckung der Neuen Welt durch Columbus)

Wie auch in der Moderne kann eine solch grobe Einteilung immer noch nicht als genaue Angabe bezeichnet werden. Auch im Mittelalter entwickelte sich die Gesellschaft schnell, sodass in der Regel nach spätestens 20 Jahren ein Wandel in Mode und Technik stattfand.
Dieser ist natürlich, gerade für den Laien, nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.

Wir haben uns für den Zeitraum 1290 – 1310 entschieden. Warum?
Um 1292 wurde Graf Adolf von Nassau zum römisch-deutschen König ernannt und hatte diesen Titel bis zu seinem Tod in der Schlacht von Göllheim, um 1298, inne. Dies ist natürlich, neben dem Umbruch der Gesellschaft (um 1300), ein sehr interessanter geschichtlicher Aspekt für diese Region.

Wahl der Darstellungsform

Möchte man mit seinem Verein Wissensvermittlung betreiben, so muss natürlich auch der Grad der Darstellung festgelegt werden. Dies ist teilweise die schwierigste Entscheidung für einen Verein.
Hierbei geht es hauptsächlich um die “Authentizitätsfrage”.

Es muss sich also damit auseinandergesetzt werden, wie sehr sich die Darstellung an Funden, Erkenntnissen der Archäologie, Buchquellen / Bilderquellen und Statuen / Grabplatten orientieren soll.

Hierbei gehen die Meinungen weit auseinander. So reicht es dem einen Verein, ein “grobes Bild des Mittelalters” aufzuzeigen, während andere versuchen einen möglichst genauen Auszug ihres gewählten Zeitraumes und der Region widerzuspiegeln. Der zweite Ansatz kann meist noch in die sogenannte “2-Meter-Regel” und das sogenannte “Reenactment” unterteilt werden.

Die 2-Meter-Regel

Hierbei geht es im Wesentlichen darum, auf etwa 2 Meter Sicht, ein möglichst genaues Bild der gewählten Darstellung zu präsentieren. Dabei sind Unstimmigkeiten, die nur bei genauerem Hinsehen und einem besseren Vorwissen entdeckt werden, toleriert. Hierzu zählen die Maschinennaht (oft auch in der Form, dass alle sichtbaren Nähte trotzdem mit der Hand genäht werden), moderne Webtechniken, oder chemisch gefärbte Stoffe, die den damaligen Farben nahekommen.

Reenactment

Im Reenactment wird Authentizität großgeschrieben. Hier soll ein möglichst historisches Bild wiedergegeben werden. Dazu zählt, dass alle Materialien nachweislich in der getragenen / genutzten Form existiert haben (es wird also nur nach Fundlage / aktuellem Stand der Wissenschaft rekonstruiert).
Die Gegenstände müssen also auch genaueren Betrachtungen standhalten.

Ebenso ist hier oft der Ansatz zu finden, dass die Darstellung insgesamt passen muss. So darf ein Adliger nicht ohne Gefolge auftreten und auch ein “Gewöhnlicher” sollte möglichst dort dargestellt werden, wo es sinnvoll ist.

Natürlich wird man selten die Reinform der hier beschriebenen Gruppierungen vorfinden. Oftmals sind hier Mischungen aufzufinden. Eine 100-prozentig authentische Darstellung wird dazu nie möglich sein.

Unser Verein startete mit einer Form der 2-Meter-Regel. Gerade als junge Gruppe – die sich selbständig, ohne die Hilfe “alter erfahrener Gruppen” gegründet hat – ist es schwer, sich direkt mit Reenactment zu befassen. Allerdings setzen wir uns stets höhere Ziele, die in Teilen schon zum Reenactment gezählt werden können.

Wahl der Darstellung

Dies ist der persönlichste Teil, über den es nachzudenken gilt. Was stelle ich als Einzelperson und was stellen wir als Verein dar. Ein Adliger mag zwar verlockend klingen, bringt aber auch immer einen hohen Kostenfaktor mit sich (wenn er denn historisch nahe dargestellt werden soll). Die “einfache Bevölkerung”, die zudem einen Großteil der Gesellschaft ausmachte, hat durchaus ebenfalls ihre Reize und kann sehr günstig (auch historisch korrekt) dargestellt werden. Dabei hat man hier die Möglichkeit je nach Darstellung immer weiter “aufzurüsten” und kann sich so durchaus mit dem Adel an Prunk und Auftreten messen.

Wir versuchen ein Bild darzustellen, dass es so in der Form gegeben haben könnte. Somit ist bei uns der Adel limitiert vertreten und ein Großteil macht das Gefolge aus. Möchte man historisch nahe starten, können wir aus persönlicher Erfahrung nur empfehlen, mit einfachen Darstellungen anzufangen und diese Stückweise zu verbessern. Sollte man bereit sein eine größere Menge an Geld auszugeben, kann natürlich auch eine höhere Darstellung von Anfang an gewählt werden.

Weiteres Vorgehen

Ist man sich all der Fragen bewusst, kommt die große Frage des “wie Anfangen”?
Am besten ist es sich grundsätzlich klar zu werden, welche Zeit persönlich am interessantesten erscheint.

Ist diese Wahl getroffen, kommt die Recherche. Dabei können für den Anfang Bücher, das Internet, oder andere Gruppen helfen. Ein guter Einstieg ist beispielsweise die Seite http://www.mittelalterforum.com/, wo einem meist nette, ebenfalls Interessierte viele Tipps geben können.

Was macht ein Mittelalterverein?

Der Einstieg in einen Mittelalterverein

Diu lebendec Histôrje e.V.

Wir werden oft gefragt, was ein Mittelalterverein so genau macht. Wie so oft im Leben gibt es auch hier keine einfache und allgemein gültige Antwort.

Jeder Verein, der sich mit der Geschichte des Mittelalters beschäftigt, hat dabei einen etwas anderen Fokus. Dennoch wollen wir versuchen ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Auf folgenden Seiten möchten wir zeigen, welche Gedanken sich Vereine / Gruppen / Personen in der Regel machen (sollten), bevor sie mit einer Darstellung anfangen.

Nach diesem allgemeinen Teil werden wir hier im Laufe der Zeit auch immer mehr Wissenswertes über unseren gewählten Zeitraum veröffentlichen. Sollte also der Zeitraum um 1300 für dich in Frage kommen, so hoffen wir, einen guten Einstieg in das Thema bieten zu können.

Viel Spaß beim weiteren Durchstöbern!

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